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Die Erde aus dem All
Before I flew I was already aware of how small and vulnerable our planet is; but only when I saw it from space, in all its ineffable beauty and fragility, did I realize that human kind's most urgent task is to cherish and preserve it for future generations.
- Sigmund Jähn, German Democratic Republic


 

Inhalt

Einführung

Wie Sigmund Jähn sind alle, die in den Weltraum gegangen waren, mit einer veränderten Perspektive und Ehrfurcht für den Planeten Erde zurückgekehrt. Alle politischen Grenzen sind verschwunden. Verschwunden sind auch die Grenzen zwischen den Nationen. Wir alle sind ein Volk, und jeder ist dafür verantwortlich, daß das empfindliche und zerbrechliche Gleichgewicht der Erde erhalten bleibt. Wir sind ihre Verwalter und müssen dafür sorgen, daß sie auch künftigen Generationen erhalten bleibt.

Unsere Perspektive der Erde kann sehr flach sein. Wir können vielleicht den Effekt eines einzelnen gefällten Baumes nicht erkennen. Nur durch die Erweiterung unserer Perspektive sehen wir ganze Regenwälder, die bereits vernichtet sind. Die Menschen können in wenigen Tagen zerstören, was die Natur in tausenden Jahren geschaffen hat. Wir könnten vielleicht fragen, was eine Fabrik, die die Umweltauflagen nicht einhält, schon ausmachen kann. Der Effekt ist vom Weltraum aus gesehen offensichtlich. Die Bilder, die die Gemini-Astronauten vor dreißig Jahren aufnahmen, waren viel klarer als die, die heutige Space-Shuttle-Astronauten mitbringen.

Die folgenden Stellungnahmen stammen von Astronauten, die in das All gegangen sind, und dem Effekt, den dies auf sie ausmachte:

Meinungen von Astronauten

Allen, die in den Weltraum gegangen sind, um sich die Erde zu betrachten, und allen hunderten oder tausenden, die noch gehen werden, wird diese Erfahrung höchst sicher die Perspektive verändern. Die Dinge, die wir in unserer Welt teilen, sind sehr viel wertvoller als die, die uns trennen. - Donald Williams, USA

Mein erster Blick - ein Panorama eines brillianten tiefblauen Meeres, mit Schattierungen in grün und grau und weiß - fiel auf Atolle und Wolken. Knapp am Fenster konnte ich sehen, wie diese pazifische Szene vom weiten geschwungenen Horizont der Erde eingerahmt wurde. Sie hatte eine dünne Halo und direkt daneben, und dahinter, schwarzen Raum. Ich hielt den Atem an, aber etwas fehlte - ich fühlte mich so seltsam unerfüllt. Hier gab es ein unglaubliches sichtbares Spektakel, aber ich sah es in der Stille. Es gab kein dazu passendes musikalisches Arrangement; kein Triumphmarsch, keine inspirierte Sonate oder Symphonie. Jeder von uns muß sich die Musik dieser Sphäre selbst schreiben.
- Charles Walker, USA

Beim Blick hinaus in die Schwärze des All, gesprenkelt mit der Glorie eines Universums aus Licht, sah ich Majestät - aber kein Willkommen. Unter mir befand sich ein willkommender Planet. Dort, in dieser dünnen, sich bewegenden, unglaublich zerbrechlichen Hülle der Biosphäre befindet sich alles, das einem lieb und teuer ist, das ganze menschliche Drama und die ganze menschliche Komödie. Dort ist Leben; dort ist das ganze gute Zeug.
- Loren Acton, USA

Die Erde war klein, hellblau und so bewegend allein, unsere Heimat, die wie ein heiliges Relikt verteidigt werden muß. Die Erde war vollkommen rund. Ich glaube, ich hatte keine Ahnung, was das Wort rund bedeutet, bis ich die Erde aus dem All sah.
- Aleksej Leonov, UdSSR

Die Sonne geht „tatsächlich wie ein Donnerschlag“ auf, und sie geht auch genauso schnell wieder unter. Jeder Sonnenaufgang und -untergang dauert lediglich wenige Sekunden. Aber in dieser Zeit sieht man mindestens acht verschiedene Farbbänder kommen und gehen, vom brilliantesten Rot bis zum hellsten und dunkelsten Blau. Und man sieht täglich sechzehn Sonnenauf- und -untergänge vom All aus. Kein Sonnenaufgang und kein Sonnenuntergang gleicht dem anderen.
- Joseph Allen, USA

Die Erde erinnerte uns an Christbaumschmuck, der in der Schwärze des Alls hängt. Als wir uns weiter und weiter entfernten, verlor sie an Größe. Schließlich schrumpfe zu etwas Wunderbarem, dem Wunderbarsten, das man sich vorstellen kann. Dieses wunderschöne, warme, lebende Objekt sah so zerbrechlich aus, so empfindlich, daß man glaubte, wenn man sie mit dem Finger berühren würde, sie müsse einstürzen und zerfallen. Dies zu sehen muß einen Menschen verändern, es muß einen Menschan dazu bringen, die Schöpfung Gottes und die Liebe Gottes zu schätzen.
- James Irwin, USA

Plötzlich taucht, von hinter dem Rand des Mondes, in langen Zeitlupenaufnahmen einer immensen Majestät, ein blau und weiß glitzerndes Juwel auf, eine helle, empfindliche Sphäre, eingefaßt in langsam wirbelnde weiße Schleier, die sich langsam erghebt wie eine kleine Perle in einer dicken See aus schwarzer Majestät. Man braucht länger als einen Moment um zu realisieren, daß dies die Erde ist - zu Hause.
- Edgar Mitchell, USA

Meine Ansicht unseres Planeten war ein flüchtiger Eindruck der Göttlichkeit.
- Edgar Mitchell, USA

Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich den Horizont als geschwungene Linie. Er wurde von einem dünnen Saum dunkelblauen Lichts betont - unserer Atmosphäre. Offensichtlich war dies nicht das Meer an Luft, von dem mir so oft in meinem Leben erzählt wurde. Ich war von der zerbrechlichen Erscheinung richtig erschrocken.
- Ulf Merbold, BRD
     (Dies ist NICHT das Originalzitat, sondern eine „Rückübersetzung“ aus dem Englischen - Anm. d. Übs.)

Eine chinesische Sage erzählt von ein paar Männern, die ausgesandt wurden, um ein junges Mädchen verletzen, die aber, als sie ihre Schönheit sahen, eher zu ihren Beschützern wurden als zu ihren Peinigern. So fühlte ich mich, als ich das erste Mal die Erde sah. Ich konnte nicht anders als sie zu lieben und zu hegen.
- Taylor Wang, China/USA

Bilder aus dem All

Gletscher, Seen und Auffaltungsgebiet, Tibet
Die Ebene von Tibet ist die größte und am weitesten angehobene Region der Welt. Das Plateau mißt 1.200 Kilometer von Ost nach West und 900 Kilometer von Nord nach Süd, mit einer durchschnittlichen Höhe von 4.900 Metern. Die Niederungen und Täler reichen in ihrer Höhe von 3.700 bis 4.600 Metern. Weil sich das Plateau so weit in die Atmosphäre erhebt, sind Aufnahmen typischerweise gestochen scharf und klar. Eine Unzahl geologischer Merkmale sind auf jedem Ausschnitt zu erkennen. Das Bild zeigt die nordwestliche Ecke des Plateaus in der Nähe der Stelle, an der der Boden zum Tarimbecken hin abfällt. Der eindrucksvolle schneebedeckte Berg oben rechts mit den gut entwickelten Gletschern ist der Muztag Ulu, der sich auf 7.282 Meter erhebt. Das Plateau erhob sich als Konsequenz der Kollision zwischen Indien und Asien, was in unfangreichen Verkürzungen durch Überwürfe und Auffaltungen resultierte. Eine zweite wichtige Konsequenz der Kollision war ein starker Stoß, der einen Riß entstehen ließ und so die tetonische „Flucht“ Chinas ermöglichte, die wie eine gequetschte Melone aussäte. Das gerade Tal mit den beiden Seen könnte die Stoßkante darstellen. In der Ecke unten rechts befinden sich ebenfalls zwei helle Gesteinsarten, die scheinbar um etwa 300 Kilometer durch den Drift verschoben aussehen.

Der blaue See in der Mitte zeigt weitläufige Terrassen entlang seines Nordufers. Zu Gletscherzeiten stand das Wasser auf dem Plateau an die 300 Meter höher als heute. Seit dem Ende der Eiszeit wurde das Klima zunehmend arid und die Seen schrumpften. Die angrenzenden Berggebiete des Himalaya und Kun Lun wirkten wie wirkungsvolle Barrieren für feuchtigkeitstragende Winde. (Mit freundlicher Genehmigung durch LPI/NASA. Bild 41G-31-043)

Radaraufnahme des Mount Everest
Dies ist ein Radarbild des Mount Everest und seiner Umgebung, entlang der Grenze zwischen Nepal und Tibet. Der Gipfel des Everest, mit seinen 8.848 Metern die höchste Erhebung auf der Erde, ist nahe der Mitte jedes Bildes gut zu erkennen. Es zeigt einen Bereich von annähernd 70 auf 38 Kilometer, der sich bei 28,0 Grad nördlicher Breite und 86,9 Grad östlicher Länge befindet. Norden ist oben links. Viele Merkmale des Terrains im Himalaya sind auf dem Bild zu erkennen. Schneebedeckte Flächen erscheinen auf der Aufnahme, die Anfang Frühling gemacht wurde und dicke Schneedecken zeigt, in hellem Blau. Die geschwungenen und verzweigten Formen sind Gletscher. Radar ist dabei für bestimmte Charakteristiken der Gletscheroberfläche empfindlich, die auf normalen Fotografien nicht zu erkennen wären, wie zum Beispiel die Rauheit des Eises, der Wassergehalt und die Aufschichtung. Aus diesem Grund zeigen die Gletscher eine Vielfalt an Farben (blau, violett, rot, gelb, weiß), sind auf optischen Fotos aber nur als grau oder weiß zu sehen. (Mit freundlicher Genehmigung durch NASA/JPL)

Die verlorene Stadt Ubar, Südlicher Oman, Arabische Halbinsel
Dies ist eine Radaraufnahme der Gegend um die Stelle, an der sich die verlorene Stadt Ubar im südlichen Oman auf der arabischen Halbinsel befand. Die antike Stadt wurde 1992 unter Daten, die aus der Ferne ermittelt wurden, entdeckt. Archäologen glauben, daß die Stadt von etwa 2800 v. Chr. bis 300 n. Chr. bewohnt war und als entlegender Außenposten diente, in dem Karawanen für den Transport von Weihrauch durch die Wüste ausgerüstet wurden. Die auffällige, magentafarbene Fläche ist eine Gegend mit riesigen Sanddünen. Die auffälligen grünen Flächen sind rauher Kalkfelsen, der den Wüstenboden bildet. Ein großes Wadi, ein ausgetrocknetes Flußbett, verläuft durch die Mitte des Bildes und erscheint wegen der starken Radarreflektion größtenteils weiß. (Mit freundlicher Genehmigung durch NASA/JPL)

Dünenfelder, küstennahe Wüste in Namibia
Die aride Küstenebene, die die Namibwüste bildet, erstreckt sich entlang der gesamten Atlantikküste von Südwestafrika, insgesamt über 800 Kilometer lang. Ihre Breite schwankt zwischen 40 und 140 Kilometern. Die komplizierten Muster der großen Sanddünen werden davon verursacht, daß die trockenen Westwinde vom küstenabgewandten Benguelastrom abgekühlt werden. Manche der Dünen sind extrem groß, bis zu 300 Meter hoch. Von der rechten oberen Ecke diagonal nach unten verlaufend befindet sich eine dünenfreie Zunge mit einem Überfluß an Kies, die als Sossusvlei bekannt ist. Sie entstand aus gelegentlichen blitzartigen Überflutungen aus den dürren, felsigen Hügeln, die rechts im Bild zu sehen sind. (Mit freundlicher Genehmigung durch LPI/NASA. Bild 41D-45-053)

Schrägansicht, Galapagosinseln, Pazifischer Ozean
Das Galapagosarchipel liegt 1.000 Kilometer westlich von Ecuador und 1.500 Kilometer südwestlich des Panamakanals. Geologisch sitzen die Inseln auf dem Galapagoskamm, einem Ausläufer der ostpazifischen Erhöhung. Die Kette aus jungen vulkanischen Inseln - 13 größere und viele kleinere - liegt auf dem Äquator und erstreckt sich von 1° Nord bis 1°3' Süd, und liegt zwischen 89 und 92° westliche Länge. Mit Ausnahme von Isabella, der größten Insel, sind alle in ihrer Form fast kreisrund mit hohen Vulkankratern in der Inselmitte, die sich bis 1.520 Meter erheben. In historischen Zeiten fanden zahlreiche Eruptionen statt. Dennoch, die detailliertere Geologie der Inseln wird erst heute erforscht, weil diese extrem unzugänglich sind. Eine größere Eruption auf der Insel Fernandina verlief 1974 vom Boden aus unbemerkt, bis sie Astronauten an Bord der Skylab 4 beobachteten.

Die Inseln sind weitgehend wüste Lavamassen mit etwas Vegetation entlang der Küste. Dennoch tragen die hohen vulkanischen Berge die Verantwortung für die Regenfälle, die die Gipfel mit dichtem Dschungel überzogen haben. Auf diesem Foto sind Wolken zu sehen, die sich über den höheren Lagen der einzelnen Inseln bilden. Die Inseln sind nicht nur für ihre vulkanischen Erscheinungen bekannt, sondern für ihre einzigartige Flora und Fauna, die sich in Folge der Trennung vom kontinantalen Festland entwickelt haben. (Mit freundlicher Genehmigung durch LPI/NASA. Bild 41G-41-086)

Das Canton Atoll, Phoenixinseln, Pazifischer Ozean
Das Canton-Atoll liefert ein gutes Beipsiel für ein langlebiges Korallenatoll. Wie Tupai entstand es wahrscheinlich als ein umgebendes Riff, das um eine vulkanische Insel entstand, welche wiederum aber vor langem bereits verschwand. Im Gegensatz zu Tupai ist es dennoch weit von jedweder oberflächlichen vulkanischen Struktur entfernt. Sein elterlicher Vulkan sank vor langem unter die See. Das Atoll liegt nur 2,5° vom Äquator entfernt und ist langen Dürreperioden ausgesetzt. Obwohl es die größte der Phoenixinseln ist, ragen nur neun Quadratkilometer über den Meeresspiegel hinaus. Die Insel wurde im frühen 19. Jahrhundert entdeckt und nach einem amerikanischen Walfänger benannt, der 1854 dort unterging. Über mehrere Jahrzehnte gewannen dort amerikanische Firmen wertvollen Guano. Im 20. Jahrhundert bestand die Anziehungskraft Cantons trotzdem als Auftankstation für transpazifische Langstreckenflüge. Daher rührt die lange Startbahn an der Nordküste und, auf Landkarten, die Bezeichnung der Lagune als Anlegestelle für Wasserflugzeuge.

Die Fortschritte beim Flugzeugbau eliminierten trotzdem die Bedeutung der Insel als Nachtankstelle. Ohne diese ökonomische Rolle und mit einem für Ackerbau ungeeigneten Boden bietet die Insel keine Möglichkeit zur Besiedlung. Muster aus Korallenköpfen, die im seichten Wasser der Lagune wachsen, sind deutlich als dünnes weißes Netz zu erkennen. (Mit freundlicher Genehmigung durch LPI/NASA. Bild 9-46-1835)

Die Atolle Tahaa, Raiatea, Bora Bora und Tupai, Pazifischer Ozean
Diese Kette aus korallenumramhten Inseln bildet die Leewardinseln unter den französischen Gesellschaftsinseln. Unten rechts befinden sich die Inseln Tahaa und Raiatea. Sie sind alte, erodierte Vulkane, die von einem Korallenriff umrahmt werden. Entlang der Kette nach Norden hin werden die Zentralvulkane älter und sind stärker erodiert. Auf Bora Bora (Mitte) ist das Riff außerordentlich stark entwickelt und die Insel bedeutend erodiert. Die nördlichste Insel, Tupai, ist nur noch ein Atoll, das jede Spur des Vulkans verloren hat, um den herum das Riff ursprünglich entstand, mit Ausnahme des seichten Bodens, der sich türkisfarben zeigt.

Diese Sequenz liefert eine exzellente Illustration der Hypothese über die Entstehung von Korallenriffen in tiefen Ozeanen, wie sie Charles Darwin als erster entwickelte. Riffbildende Korallen können nur in seichten Gewässern bis 20 Metern Tiefe und bei Temperaturen über 21° Celsius leben. Zunächst bildeten die Korallen umrahmende Riffe um Vulkaninseln. Alte Vulkane werden bei tropischem Klima schnell erodiert, bis sie den Meeresspiegel erreichen. Unter dem Meeresspiegel verlangsamt sich die Erosion, und Atolle wie Tupai können über lange Zeiträume bestehen. Wenn die geologischen Ursachen den Vulkan langsam genug abtragen, können die Korallen weiterhin aufbauen und so ein Atoll an der Oberfläche noch lange nach dem Abtragen der originalen vulkanischen Erhebung beschützen. (Mit freundlicher Genehmigung durch LPI/NASA. Bild 8-32-0748)

Great Barrier Reef, Ostküste Australiens
Das Great Barriers Reef ist die größte Struktur, die jemals von organischem Leben gebaut wurde. Wenigstens 350 verschiedene Korallenarten sind in diesem Riff zu finden, das 2.000 Kilometer lang ist und einen natürlichen Wellenbrecher vor der Ostküste Australiens bildet. Darunterliegende Sedimente, die doppelt so alt wie das Riff selbst sind, deuten darauf hin, daß die Gegend einst über Wasser lag. Geologische Beweise zeigen, daß das Riff vor über 25 Millionen Jahren anfing zu wachsen. Wie es das Bild zeigt, besteht das „Riff“ tatsächlich aus vielen einzelnen Riffen, die durch tiefe Wasserkanäle von einander getrennt sind. Die kalkhaltigen Rückstände von winzigen Kreaturen mit Namen Korallenpolypen und Hydrokorallen liefern das grundlegende Baumaterial für die Riffs, und Organismen namens Polyzoas liefern den Zement, der die Struktur zusammenhält. Sobald sie versteinert sind bilden solche Riffs und das Geröll, das von ihnen stammt, dicke Kalkeinheiten.

Das Great Barrier Reef ist heute das größte Riff auf der Erde. Die Gründe für seine Größe und Langlebigkeit sind die sehr stabilen geologischen Verhältnisse der australischen Plattform sowie die günstige ozeanische Zirkulation. Korallen können nicht bei Temperaturen unter 21° C überleben. Die Wärme des Wassers auf dem australischen Festlandsockel variiert in der Tiefe nur leicht, weil die südöstlichen Passatwinde das Wasser umwälzen. Die Winde stoßen neun Monate im Jahr gegen den äußeren Rand des Riffs und sorgen so für die Versorgung des Riffs mit an organischen Materialien reichem Seewasser, das für das Wachstum der Korallen unentbehrlich ist. (Mit freundlicher Genehmigung durch LPI/NASA. Bild 8-46-0973)

Brandberg Einlagerung, Namibia
Der Brandberg ist ein isoliertes Massiv, das eine Höhe von 2.606 Metern erreicht und sich damit höher erhebt als jedes andere Merkmal in einem Umkreis von hunderten Kilometern. Er besteht aus einer einzigen Granitmasse, die vor etwa 120 Millionen Jahren durch die Erdkruste an die Oberfläche stieg. Etwas südlich und im Westen vom Brandberg befindet sich die stark erodierte Messumeinlagerung. Die beiden Einlagerungen spiegeln eine Periode einer außerordentlich weit verbreiteten geologischen Unruhe in der Erdgeschichte wider, die der Öffnung des Atlantischen Ozeans und der Effusion riesiger Mengen basaltischer Lava der Karooformation, die das Drakensbergplateau bildet, voranging. Die Karoolava ist unmittelbar westlich der Einlagerung entblößt. Gestein, das vom Anstieg der Einlagerung beiseite gedrängt wurde, ist um den Rand des Brandbergs herum steil aufgerichtet zu sehen. Entlang des ausgetrockneten Flußtals in der Mitte des Bildes ist alter Gneis durch die geradlinigen Texturen gut zu erkennen.

Die Tatsache, daß eine Menge Lavagestein in Südamerika in Art und Alter mit dem von Karoo übereinstimmt, sahen über viele Jahre hinweg manche Geologen als Beweis dafür an, daß Afrika und Südamerika einmal mit einander verbunden waren. Ihre Argumente sind aber weitgehend nicht akzeptiert worden, bis geophysikalische Daten die Existenz der Plattentektonik bewiesen. (Mit freundlicher Genehmigung durch LPI/NASA. Bild 7-23-1248)

Anticlines und Salzdome, Golfküste, Iran
Eines der spektakulärsten Beispiele für antiklinische Auffaltungsstrukturen befindet sich an der Nordküste der Straße von Hormuz im Persischen Golf. Diese Auffaltung in der Nähe der wichtigen Stadt Bandar Abbas bilden die Gebirgsausläufer des Zagrosgebirges, das in nordnordwestlicher Richtung durch den Iran verläuft. Die Auffaltungen entstanden, als vor etwa vier bis zehn Millionen Jahren der arabische Schild und die asiatische Kontinentalmasse kollidierten. Die Subduktion hält weiter östlich, hinter Belutschistan, weiterhin an, ist aber im Golf selber zum Erliegen gekommen. Obwohl es nicht auf dem Foto offensichtlich ist, geht die Verkürzung, die sich durch die Auffaltung ausdrückt, mit umfangreichen Erschütterungen der östlichen absteigenden Ebenen einher. Sämtliche Deformationen sind geologisch jung; die aufgefalteten Sedimente sind Paläogen und Neogen. Einfache antiklinische Strukturen sind als klassische Fallen für Kohlenwasserstoffe bekannt, und so finden sich manche sprudelnden Ölquellen in dieser Gegend.

Die anderen Merkmale, die gut auf dem Bild auszumachen sind, sind die dunklen runden Flecken. Sie repräsentieren die oberflächlichen Entsprechungen von Salzdomen, die durch die jüngeren Sedimente aus dem kambrischen Hormuzsalzhorizont angestiegen sind. Nur in einer heißen ariden Umgebung wie der des Golfs kann das wasserlösliche Salz der Erosion trotzen. Auch Salzdome sind häufig Fallen für Kohlenwasserstoffe. (Mit freundlicher Genehmigung durch LPI/NASA. Bild 41G-37-105)

Dendritische Abflußmuster, Jemen
Die Republik Südjemen liegt am Rande eines der größten Sandozeane der Welt, des Rubh-al-Khali, doch sogar in dieser trockenen Wüstengegend sind unmißverständliche Spuren von fließenden Strömen und Flüssen zu finden. Die verzweigten Muster auf dem Foto können nur von Wasser hervorgerufen worden sein, das aus dem Umland abfloß. Die filigranen Muster nennt man „dendritische Abflüsse“, weil sie der Art, in der sich die Äste von Bäumen zu immer feineren Zweigen aufteilen, sehr ähnlich sind. Das Wort stammt vom griechischen dendrites ab, was baumähnlich bedeutet.

Die trockenen Abläufe und Wadis scheinen etwas Paradoxes in einer Gegend darzustellen, die eine so außerordentlich aride Wüste beherbergt, ohne jede Spur von pflanzlichem Leben. Monströse Regenstürme und Blitzüberflutungen könnten die Wasserrinnen vertiefen und ausdehnen, aber sie finden heutzutage viel zu selten statt, um die Ausdehnung der Muster, die hier zu sehen sind, verursacht zu haben. Die Entwässerungsmuster sind eindeutig fossil. Als sich die Erde von der letzten Eiszeit erholt hatte, waren die Sahara und das Rubh-al-Khali savannisches Grasland mit wärmerem Klima und viel mehr Regenfällen, als heute noch zu spüren sind. Die Abflüsse aus den küstennahen Bergen gruben die dendritischen Ablaufmuster, die danach zu Fossilien wurden, als das Klima arider wurde. (Mit freundlicher Genehmigung durch LPI/NASA. Bild 41G-36-036)

Sedimentbeladene Abläufe, Betsibokafluß, Madagaskar
Der Betsiboka ist Madagaskars größter Fluß, der insgesamt 525 Kilometer von nördlich von Tananarive aus fließt. Über die letzten 130 Kilometer ist der Fluß mit Schiffen landeinwärts befahrbar, und die hier abgebildeten flacheren Bereiche sind bekannt für ihre weiten Reisfelder. Wähernd die roten transportierten Sedimente ein attraktives und informatives Beispiel einer Flußmündung liefern, dokumentieren sich doch auch das ökologische Disaster Madagaskars. Die Menschen haben die Decke aus tropischen Wäldern so weit gefällt und entfernt, daß die Bodenerosion sich in einem gewaltigen Maße beschleunigt hat. Viel des Sediments, das im Fluß zu erkennen ist, repräsentiert unersätzliche natürliche Schätze.

Backsteinrote Böden, Resultat des tropischen Wetters, tragen die Verantwortung für die starke Färbung der Sedimente. Ein Großteil der Abholzung fand im Verlauf der letzten 20 Jahre statt, in derselben Zeit, während der Beobachtungen aus dem All dirigiert wurden. Kürzlich gemachte Beobachtungen zeigen, daß nur noch sehr wenig des ursprünglichen Waldbestandes erhalten ist. (Mit freundlicher Genehmigung durch LPI/NASA. Bild 51A-34-039)

Angehobenes Basaltplateau, Somalische Küste
Vor der Öffnung des Roten Meeres und der Trennung von Arabien und Afrika wurde die Stelle, an der sich dieses Meer einmal bilden sollte, von örtlichen Auftürmungen, Auffaltungen und der Effusion basaltischer Lava markiert. Eine dicke Masse zergliederten Basalts ist auf desem Foto der Nordküste Somalias zu sehen, die ursprünglich mit der Südküste Arabien verbunden war. Die Lavamassen bilden eine deutliche, dunkle Folge mit vier oder fünf topographischen Stufen, und ihre Oberfläche liefert ein herausstechendes Muster aus Paläo-Abflüssen. Eine Inkonformität trennt die Basalte von dem darunter liegenden präkambrischen Grundgestein aus Gneis.

Das Foto enthüllt auch das heiße Klima und das harte Wüstenterrain der Somalischen Republik. Es wächst in dem Küstenstreifen nichts, wo der Regen selten fällt. Das Land erhebt sich in Stufen zum hoch liegende Plateau. In einer Höhe von 1.500 Metern ist das Klima gnädiger als an der Küste, aber in einer Breite von lediglich 10° vom Äquator entfernt läßt die Sonne Blasen werfen und nur Büsche können überleben. (Mit freundlicher Genehmigung durch LPI/NASA. Bild 2-10-642)

Bodenfalten in Metasedimenten, Belcherinseln, Kanada
Was auf den ersten Blick aussieht wie Farbschlieren auf einem blauen Segeltuch sind in Wirklichkeit die Belcherinseln in der Hudson Bay. Diese ungewöhnlich flach liegenden Inseln erstrecken sich über etwa 13.000 Quadratkilometer, besitzen aber nur eine Landfläche von ungefähr 2.800 Quadratkilometern. Ihre bänderartige Erscheinung ist das Resultat des Untertauchens einer erodierten Sequenz aus dünn gebetteten, gefalteten metasedimentären Felsen, von denen sich der härtere und widerstandsfähigere Teil über den Wasserspiegel erhebt. Das Gestein stammt aus dem Aphebian age und ist etwa 1,64 bis 2,34 Milliarden Jahre alt.

Das Gewicht der großen kontinentalen Eisplatten, die auf dem nördlichen Kanada lasten, war in der Lage, das vorhandene Land um die Hudson Bay herum um vielleicht 1.000 Meter unter den Wasserspiegel zu drücken. Heute, da das Eis verschwunden ist, stellt sich das Land isostatisch wieder her, so daß die höchsten Teile, die erst ein paar tausend Jahren unter Wasser sind, sich gerade wieder erheben. Die Erhebungsrate direkt nach der Eiszeit lag bei 12 Zentimetern pro Jahr; sie hat sich heute auf einen Zentimeter pro Jahr verlangsamt und wird die Geschwindigkeit noch eine ganze Weile beibehalten. Dieses Aufstiegstempo könnte langsam genug sein, damit die Erosion die Topographie der Inseln erhalten kann. (Mit freundlicher Genehmigung durch LPI/NASA. Bild 41G-43-006)

Die Küste und die Anden, Chile
Die Anden bilden den längsten durchgehenden Gebrigszug auf der Erde und erstrecken sich von den Ufern der Karibik bis zur Straße des Magellan. Vielleicht der überraschendste Aspekt dieses Bereichs ist, wie schmal er über weite Längen hin ist - der hohe Teil des Bereichs ist unter 150 Kilometer breit. Abgebildet ist der Bereich der Anden in der Nähe von Coquimbo, Chile, wo die höchsten Gipfel 6.300 Meter erreichen. Der flache Lichteinfall und die schräge Perspektive verstärken die Schmalheit des Bereichs, der ein formidables natürliches Hindernis bildet, und erklären, wie das unglaublich langgezogene und Dünne Land Chile seine Identität erhielt.

In diesem Teil des Bereich sind keine aktiven Vulkane zu finden. Die Benioffzone in dieser Region besitzt eine sehr seichte Steigung (10°). Im Norden wie im Süden fällt die Benioffzone stärker ab (30°) und Vulkanismus ist gut entwickelt. Wolken, die von der flach stehenden Sonne beschienen werden, hängen über den argentinischen Pampas hinter den Anden und illustrieren klimatische Unterschiede zwischen den beiden Seiten der Anden. Im Süden neigt die chilenische Seite dazu, gut bewässert sehr fruchtbar zu sein, während die Pampas sich im Regenschatten befinden und zu einem sehr trockenen Wetter neigen. Weiter im Norden ist die chilenische Küste außerordentlich trocken (und bildet die Atacamawüste), während die östlichen Hänge viel feuchter sind. (Mit freundlicher Genehmigung durch LPI/NASA. Bild 51A-36-033)

Benguelastrom, Plankton-Bloom
Plankton findet in den kühlen Gewässern vor der Küste der Namib-Wüste reiche Futtergründe. Es hat einen schmalen Korridor aus kaltem nährstoffreichem Wasser im Benguelastrom entlang der Küste ausgemacht. Nur ein paar Kilometer weiter in Richtung See ernähren die warmen Wasser des Atlantik das Plankton nicht mehr. Das Wolkenband quer durch die rechte obere Ecke des Bildes entstand durch Wechselwirkungen des kühleren Wassers des Stroms und der Atmosphäre, so daß die Grenze zwischen den kühlen Küstengewässern des Benguelastroms für den Beobachter aus dem Weltraum sehr gut zu erkennen ist.

Es ist eines der feineren Wunder der empfindlichen irdischen Umwelt, daß das Plankton, wie auch die Fische, die sich davon ernähren, solche attraktiven Futtergründe eingeschlossen zwischen der Namib, einem der trockensten Plätze auf der Erde, und dem warmen nährstoffarmen Gewässern des zentralen Atlantik finden. (Mit freundlicher Genehmigung durch LPI/NASA. Bild 23-35-036)

Referenzen

Die Stellungnahmen der Astronauten stammen aus "The Home Planet," und viele der Beschreibungen sind dem LPI slide set entnommen.

Francis, Peter and Pat Jones. "Shuttle Views the Earth - Geology from Space." Center for Information and Research Services/Lunar and Planetary Institute, slide set.

Kelley, Kevin W ed. "The Home Planet." Addison-Wesley Publishing Company, New York.

 

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