(Mit freundlicher Genehmigung durch KSC/NASA)
Raumfahrer der Vorstellung - Jules Vernes Reisende zum Mond oder die Comic-Helden Flash Gordon und Buck Rogers - waren in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts gewöhnliche Persönlichkeiten, aber niemand konnte so recht einen echten Astronauten beschreiben. Es gab keine.
Dann fragte 1959 die National Aeronautics and Space Administration beim US-Militär nach Mitgliedern an, die bestimmte Voraussetzungen erfüllten. Die Suche nach den Piloten für das aufregende neue bemannte Raumfahrtprogramm war auf dem Weg.
Auf der Suche nach den ersten Raumpiloten bevorzugte die NASA Erfahrungen mit Düsenflugzeugen und eine Ausbildung in einer Ingenieurwissenschaft, und sie schnitzte sich Anforderungen an die physische Statur zurecht, passend zum Platz, der in der kleinen Kabine der Mercury-Kapsel zur Verfügung stand, die darauf konzipiert wurde. Grundsätzlich waren die Anforderungen von 1959 folgende: Alter unter 40 Jahren; kleiner als 5 Fuß 11 Zoll; ausgezeichnete Kondition; Diplomingenieur oder vergleichbare Ausbildung; ausgebildeter Jetpilot; Absolvent der Testpilotenschule und wenigstens 1.500 Stunden Flugerfahrung.
Mehr als 500 Leute waren qualifiziert. Militärische und medizinische Dossiers wurden angelegt, psychologische und technische Tests wurden durchgeführt; persönliche Interviews wurden von psychologischen und medizinischen Spezialisten gemacht. Am Ende des ersten Auswahlverfahrens wurden viele Kandidaten aussortiert, und andere entschlossen sich, darum zu bitten, man möge sie nicht weiter berücksichtigen.
Es folgten noch schärfere physische und psychologische Untersuchungen, und im April 1959 gab die NASA ihre Auswahl der ersten sieben amerikanischen Astronauten bekannt. Es waren der Navy Lieutenant M. Scott Carpenter; die Air Force Captains L. Gordon Cooper Jr., Virgil I. Gus Grissom und Donald K. Deke Slayton; der Marine Lieutenant Colonel John H. Glenn Jr. sowie die Navy Lieutenant Commanders Walter M. Schirra Jr. und Alan B. Shepard Jr.
Alle sind im Rahmen des Mercury-Projekts geflogen, mit Ausnahme von Slayton, der mit einem bis dato unentdeckten Herzfehler am Boden bleiben mußte. Nachdem die Ärzte ihm eine Besserung bescheinigt hatten, sah sich Slayton 16 Jahre nach seiner Auswahl dem ersten Raumflug gegenüber: Er war Mitglied der amerikanischen Mannschaft des Apollo-Sojus-Testprojekts im Juli 1975, dem ersten internationalen bemannten Raumflug überhaupt.
Drei Jahre nach dieser ersten Auswahl suchte die NASA nach weiteren Auszubildenden für Gemini und Apollo. Erfahrung mit hochmodernen Flugzeugen war weiterhin absolute Bedingung, genauso wie die Ausbildung. Die Altersgrenze wurde auf 35 Jahre gesenkt, die maximale Körpergröße auf sechs Fuß angehoben und das Programm wurde für qualifizierte Zivilisten geöffnet. Diese zweite Rekrutierung brachte mehr als 200 Treffer. Die Liste wurde auf 32 gekürzt, und schlußendlich bis September 1962 auf neun reduziert.
Vierzehn weitere Auszubildende zum Astronauten wurden im Oktober 1963 aus knapp 300 ausgesucht, die die Anforderungen erfüllten. Bis dahin verlagerte sich die Hauptanforderung immer mehr von der Flugerfahrung zur akademischen Vorbildung. Im Oktober 1964 wurden Anforderungen eingeführt, die sich nur noch auf die Ausbildung bezogen. Dies waren die Wissenschafts-Astronauten, so genannt, weil die über 400, die den Anforderungen genügt hatten, einen Doktor oder Vergleichbares in Naturwissenschaft, Medizin oder einer Ingenieurwissenschaft besaßen.
Diese Anforderungen wurden der National Academy of Sciences in Washington zur Weiterentwicklung übergeben. Sechzehn waren der NASA empfohlen worden und sechs davon wurden im Juni 1965 ausgewählt. Obwohl der Aufruf für Bewerbungen von neuen Auszubildenden keine Anforderungen an Flugerfahrung enthielt, waren zwei Bewerber ausgebildete Jetpiloten und mußten nicht an der Fluggrundausbildung teilnehmen, die die anderen erhielten.
Weitere 19 Pilot-Astronauten wurden in das Programm im April 1966 eingebracht, und elf Wissenschafts-Astronauten kamen Mitte 1967 hinzu. Als das Manned Orbiting Laboratory Program der Air Force Mitte 1969 aufgegeben wurde, wechselten weitere sieben Astronauten-Lehrlinge zur NASA.
Raumfahrtgeschichte Automatisierte Raumfahrzeuge
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